Sandsturm im Badezimmer oder die neue Katzenstreu

Der Vorrat an Katzenstreu war aufgebraucht, und eigentlich war es an der Zeit für eine Grundreinigung der Katzentoilette. Und wie immer in solchem Fall graute mir davor, den schweren Sack in unsere Altbauwohnung im dritten Stock hinaufzuschleppen. Da besann ich mich eines Artikels in der Katzenpost, der mit der Behauptung endete, Vitobel Compact Supra sei die zur Zeit beste Streu auf dem Markt.

Einen Versuch mit Kompakt-Streu hatten wir schon hinter uns, doch der war kläglich gescheitert. Felix Ansicht, dieses Zeug stinke zum Himmel, war dabei das kleinere Problem gewesen. Da hätte man ja noch auf eine Gewöhnung hoffen können. Dummerweise bildete diese Streu, sobald sie mit Flüssigkeit in Berührung kam, eine undurchlässige Schicht, durch die weitere Flüssigkeit nicht mehr versickern konnte, sondern sich an der Oberfläche ausbreitete. Und da stand dann mein armer Kater mit den Hinterpfoten in der Suppe. Als ich das gesehen hatte, brauchte Felix nichts mehr zu sagen. Da schleppte ich schon freiwillig wieder die 16 Kilo Ökocats.

Aber jedesmal, wenn es dann wieder soweit war, schaute ich sehnsüchtig zu den kompakten Streus und überlegte, ob man nicht doch noch einen Versuch wagen könnte. "Wenn Ladybelle und Rosemarie das so gut finden, läßt sich vielleicht auch Felix von der Benutzbarkeit dieser Streu überzeugen", dachte ich nun und wandte mich Ökocats ab und Vitobel Compact zu.

Bequeme 7,5 statt schwere 16 Kilo in den dritten Stock zu befördern, das war schon ein angenehmes Erlebnis. Sogleich begab ich mich an die Reinigung der Katzentoilette. Den Rest Streu schüttete ich in einen Eimer. Während ich damit beschäftigt war, den Kasten auszuwaschen, kam Felix ins Bad. Ein Blick um die Ecke: kein Klo da. Stattdessen stand so ein komischer Eimer in der Gegend, der zwar nach Klo roch, wie eine Schnupperprobe ergab, aber nun wirklich kein brauchbarer Ersatz war. "Sieh zu, daß Du fertig wirst", maunzte er mich an, "ich muß 'mal." Also beeilte ich mich, den Kasten sauber und trocken zu kriegen. Dann holte ich den Karton mit der neuen Streu aus dem Flur. "Was willst Du denn jetzt damit", fragte Felix mißtrauisch, "wo bleibt der Sack mit meiner Streu?" - "Wart' es doch ab", sagte ich, "wir probieren jetzt 'mal etwas Anderes." Sein Mißtrauen wuchs, als der Sand aus dem Karton in das Katzenklo rieselte. "Was soll das denn? Willst Du mir schon wieder so ein Mistzeug zumuten? Hab' ich Dir das denn nicht klar genug gezeigt, daß das nicht zu gebrauchen ist?"

Da Katzen sich in ihrer Meinungsbildung von Menschen ohnehin kaum beeinflussen lassen, sparte ich mir eine Erklärung. Ich setzte mich auf den Badewannenrand und beobachtete meinen Kater. Vorsichtig schlich er um sein Klo herum, schnupperte kurz daran, ging weiter zu dem Eimer, schnupperte auch dort und schien zu überlegen, ob er nicht doch irgendwie diesen Eimer als Toilette benutzen könnte. Doch da gab es wohl keine Lösung. Also zurück zum Klo. Mit typisch kätzischer Gründlichkeit erforschte er nun den Geruch. Dann setzte er eine Pfote in den Sand und machte einen vorsichtigen Probezug. Schließlich muß man ja auch wissen, wie es sich darin scharren läßt. Nach wenigen Zügen hatte Felix den Boden des Kastens frei- und den des Badezimmers zugeschaufelt. Als nächstes galt es herauszukriegen, wie der Sand auf den Fliesen riecht. Natürlich war dazu eine möglichst großflächige Verteilung erforderlich, sonst wäre das Ergebnis ja nicht repräsentativ. Mit der Nase auf dem Boden durchkämmte Felix nun das versandete Badezimmer. Als er wieder an seiner Toilette ankam, steckte er seine Nase wohl etwas zu tief in den Sandhügel, den er dort aufgeschüttet hatte. Dabei blieben ein paar Körner an der Nasenspitze hängen. "Das ist ja ekelig", sagte er und sah mich vorwurfsvoll an, "einfach zum Schütteln!" Entrüstet zog er von dannen.

Noch hat Felix sich nicht darüber ausgelassen, ob er mit dieser Neuerung zufrieden ist oder sich nur mangels Ausweichmöglichkeit damit abfindet. Vorläufig beschäftigen wir uns noch mit der Frage, wieviel Sand Felix beim Zuscharren seiner Geschäfte aus dem Kasten herausschaufeln muß und wieviel davon ich nachher wieder hineinbekomme. So sieht unser Badezimmer mehrmals täglich aus, als habe dort ein Sandsturm getobt, und auch fleißiges Fegen und Wischen vermag das leise Knirschen unter den Sohlen nicht wirklich zu verhindern.


© Raphaëla Corall

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